Samstag, 7. September 2024
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    Gewalt gegen Lesben und Schwule in Berlin: Neuer Rekord

    Vor allem Gewaltdelikte und Beleidigungen gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans-Menschen nehmen zu

    Im letzten Jahr hat die Berliner Polizei 162 Straftaten gegen die sexuelle Orientierung gezählt – ein neuer Rekord, berichtet der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Besonders stark zugenommen haben dabei Gewalttaten und Beleidigungen.

    162 Straftaten gegen die sexuelle Orientierung gab es im letzten Jahr

    Seit Straftaten gegen die sexuelle Orientierung in Berlin gezählt werden, gab es noch nie so eine hohe Zahl wie 2016: Die 162 gezählten Fälle sind 44 mehr als im Jahr zuvor. Auch der bisherige Rekord, 132 Straftaten im Jahr 2013, wurde damit locker geknackt. Zurückzuführen ist das Anstieg im letzten Jahr dabei vor allem auf einen Anstieg an Gewalttaten und „sonstigen Delikten“.

    So gab es im Jahr 2015 in Berlin nur 44 Gewalttaten gegen sexuelle Minderheiten – im Vorjahr waren es dann 64, gut die Hälfte mehr. Im September haben beispielsweise vier Männer zunächst ein schwules Paar beleidigt, dann schlugen sie mit Fäusten auf das Paar ein. Nur eine Woche später wurde ein schwules Paar in der Motzstraße, mitten im schwulen Zentrum der Stadt, von einem Unbekannten beleidigt und geschlagen.

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    Und auch die Zahl der „sonstigen Delikte“ gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle oder Transmenschen hat im letzten Jahr zugenommen. Dazu zählt die Berliner Polizei beispielsweise Sachbeschädigungen oder Beleidigungen. Hier wurden im letzten Jahr 96 Straftaten angezeigt, im Jahr zuvor waren es nur 72 Fälle.

    Dunkelziffer ist überdurchschnittlich hoch

    Dass diese Zahlen nur einen kleinen Teil der tatsächlich verübten Beleidigungen und Gewalttaten abbilden, ist der Berliner Polizei dabei durchaus bewusst. „Wir wissen aus soziologischen Studien, dass die Dunkelziffer überdurchschnittlich hoch ist. Man schätzt zwischen 80 und 90 Prozent“, erklärt Maria Tischbier, Ansprechpartnerin für LGBTI-Personen bei der Berliner Polizei, dem rbb.

    Mehr Strafanzeigen müssten deshalb auch nicht zwangsläufig mehr Taten bedeuten, so Tischbier, „sondern dass mehr Menschen zur Polizei kommen und Taten zur Anzeige bringen“. Das kann auch das schwule Anti-Gewalt-Projekt „Maneo“ bestätigen. Es wird in den nächsten Tagen seine Daten zu Gewalt gegen sexuelle Minderheiten in Berlin präsentieren. Für 2015 waren diese Zahlen mehr als doppelt so hoch als die Anzeigen.