Die Türkei wird auch weiterhin nicht am Eurovision Songcontest (ESC) teilnehmen. Das bestätigte der Chef der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt TRT in einem Interview. Als Grund dafür gab er ausgerechnet Österreichs Song-Contest-Gewinnerin Conchita Wurst an.
Nach einem Streit um fixe Startplätze boykottierte das türkische Fernsehen den Song Contest
Seit 2013 nimmt die Türkei nicht mehr am ESC teil. Grund für den Rückzug war damals eine Regeländerung aus dem Jahr 2009: Seit damals haben die fünf größten EBU-Zahler Deutschland, Spanien, Frankreich, Großbritannien und Italien fixe Startplätze im Finale, während sich andere Länder – wie die Türkei – qualifizieren müssen.
Und die Türkei wird nicht sobald zurückkehren: „Wir beabsichtigen nicht, an dem Wettbewerb teilzunehmen“, sagte TRT-Präsident Ibrahim Eren der großen türkischen Tageszeitung Hürriyet. Als Grund dafür nennt er heute allerdings Auftritte wie jenen von Conchita Wurst.
Jetzt ist Conchita Wurst der offizielle Grund, warum die Türkei nicht mehr teilnehmen möchte
„Als öffentlich-rechtlicher Sender können wir nicht um 21.00 Uhr, wenn Kinder fernsehen, einen Österreicher zeigen, der zugleich Bart und Rock trägt und zugleich Mann und Frau sein will“, so Eren weiter.
Die European Broadcasting Union (EBU) sei „von ihren Werten abgekommen“. Das habe die Türkei auch dem in der Schweiz beheimateten Senderverbund mitgeteilt, erklärte Eren. „Wenn das behoben ist, kehren wir zur Eurovision zurück“, fügte er hinzu.
EBU sei „von ihren Werten abgekommen“, attestiert der Senderchef
Dass die TRT allerdings schon ein Jahr vorher ihre Teilnahme an dem europäischen Gesangswettbewerb ausgesetzt hatte, verschwieg der Rundfunk-Chef in dem Interview. Schon gleich nach dem Sieg hatte es Kritik aus der Türkei an der Teilnahme von Conchita gegeben.
Die Türkei hatte zuletzt 2003 mit „Everyway That I Can“ von Sertab Erener gewonnen. Auch sonst galt das Land als Favorit für die vorderen Plätze: 2010 wurde man Zweiter. Auch 2012, im letzten Jahr der Teilnahme, reichte es für Rang sieben.
Conchita Wurst hatte das europäische Wettsingen im Jahr 2014 gewonnen, kommendes Jahr findet der Song Contest in Israel statt – was ebenfalls zu Kritik durch türkische Politiker geführt hat: Ministerpräsident Binali Yıldırım hat nach dem Sieg von Netta gemeint, sie habe nur mit Hilfe von „Imperialisten“ gewinnen können.