Samstag, 7. September 2024
    Werbung
    HomeNewsChronikBerlin: Mehr Fälle queerfeindlicher Gewalt registriert

    Berlin: Mehr Fälle queerfeindlicher Gewalt registriert

    Die Zahl der queerfeindlichen Delikte in Berlin, die von der Opferberatungsstelle Maneo gezählt wurden, ist weiter angestiegen. Das geht aus deren aktuellen Bericht hervor.

    Insgesamt 760 Fälle und Hinweise auf Übergriffe gegen schwule, lesbische und trans Menschen sind im letzten Jahr von der Berliner Opferberatungsstelle Maneo registriert worden. Ein deutlicher Anstieg – wurden im Jahr zuvor noch 527 Fälle gemeldet. 557 der Fälle enthielten eindeutige queerfeindliche Bezüge.

    Das geht aus dem Jahresbericht der Beratungsstelle hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Der Bericht wird jedes Jahr kurz vor dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie am 17. Mai präsentiert.

    Fast die Hälfte der Fälle waren Beleidigungen, fast jeder dritte Fall eine Körperverletzung

    Weil nicht bei allen 760 Fällen die Daten vollständig vorhanden waren, konnten nur 351 Fälle queerfeindlicher Gewalt statistisch ausgewertet werden. In 42 Prozent dieser Fälle ging es um Beleidigungen, in 29 Prozent um Körperverletzung und in 24 Prozent der Fälle um Nötigung und Bedrohung.

    - Werbung -

    Den Daten von Maneo zufolge geschehen 46 Prozent der gemeldeten und auswertbaren Vorfälle auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln – so wie der Fall einer Frau, die im Februar 2022 nach einem lesbischen Kuss an einer U-Bahn-Station im Wedding geschlagen und zu Boden gestoßen wurde.

    „Erschreckende Alltagsrealität“ für queere Menschen

    Weitere 18 Prozent der Vorfälle finden im Internet oder auf Sozialen Medien statt. Für die Beratungsstelle weisen alle Fälle auf eine „erschreckende Alltagsrealität“ für viele queere Menschen hin: Sie müssen in der Angst leben, wegen ihrer Identität „beleidigt, bedroht und angegriffen“ werden zu können.

    Aufgefallen ist auch, dass die Übergriffe gegen Einrichtungen der Szene – also Bars, Cafés, Initiativen, Projekte oder auch religiösen Einrichtungen, die eine Regenbogenfahne zeigen, deutlich angestiegen sind.

    Mehr Übergriffe auf Einrichtungen der Community

    Im letzten Jahr wurden von Maneo 44 solcher Übergriffe in Berlin gezählt. Darunter auch der Fall einer Moschee in Berlin-Tiergarten, die im Juli 2022 nach dem Hissen einer Regenbogenflagge auf ihren Instagram-Account eine Sprachnachricht mit dem Inhalt „Viele Grüße, euch sollte man enthaupten und verbrennen. Tschau, tschau“ erhielt.

    Fast die Hälfte der Taten, die von Maneo erfasst wurden, sind außerdem nicht bei der Polizei angezeigt. Im letzten Jahr waren es 48 Prozent, im Jahr zuvor nur 34 Prozent. Das Dunkelfeld schätzt Maneo weiterhin hoch ein – „unserer Einschätzung nach bei 80 bis 90 Prozent“, so die Opferberatungsstelle