Montag, 16. September 2024
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    Türkei erlaubt Werbung für Anti-LGBTI-Veranstaltung

    In der Türkei hat die zuständige Regulierungsbehörde eine Werbung für eine LGBTI-feindliche Veranstaltung freigegeben.

    Die türkische Fernseh- und Radiorat RTÜK hat entschieden, dass eine LGBTI-feindliche Veranstaltung der Organisation Büyük Aile Platformu („Die große Familienplattform“) in Fernsehen und Radio beworben werden darf.

    Veranstaltung fordert „Verbot vo LGBT-Propaganda“

    Konkret geht es um Werbung für eine Veranstaltung am 17. September in einem Istanbuler Park, bei dem für ein Verbot von „LGBT-Propaganda [für] unsere Kinder, Familien und die Menschheit“ demonstriert wird. RTÜK-Mitglied Tuncay Keser hat auf X (vormals Twitter) erklärt, er habe gegen die Freigabe gestimmt, weil sich die Werbung auch gegen die Gleichberechtigung der Geschlechter stellt.

    Wie bei ähnlichen Organisationen in Europa behauptet auch diese Organisation, dass es „in der Geschichte der Menschheit noch nie eine Zeit gegeben hat, in der die Familie so sehr ins Visier genommen und bedroht wurde“ – und die „Gender-Ideologie“ eine dieser Bedrohungen sei.

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    Die Aktivist:innen arbeiten mit emotionalen Botschaften

    „Zusammengefasst geht es in dem Werbespot, gegen den ich gestimmt habe: ‚Wenn dieser Trend nicht gestoppt wird, werden wir keine Kinder und Jugendlichen haben, die den 23. April und den 19. Mai feiern'“, erklärt Keser in einem weiteren Posting.

    Damit ist klar: Auch in der Türkei spielen Anti-LGBTI-Organisationen mit den Gefühlen der Menschen. Am 23. April feiert die Türkei die Gründung des Parlaments und den Tag der Kinder. Der 19. Mai ist der Tag des Gedenkens an Staatsgründer Atatürk, der Jugend und des Sports. Beide Feiertage haben in der Türkei einen hohen emotionalen Wert.

    Seit 2014 hat sich die Lage sexueller Minderheiten in der Türkei verschlechtert

    Mit ihrer Anti-LGBTI-Ideologie kommt die Organisation Langzeit-Präsident Recep Tayyip Erdoğan gelegen: Dieser hat seit seinem Amtsantritt 2014 die Rechte sexueller Minderheiten beschnitten und immer wieder gegen die LGBTI-Community agitiert.

    So wurde die Istanbul Pride seit seinem Amtsantritt verboten, dieses Jahr wurden im Juni bei verbotenen Pride-Märschen in den Mittelmeerstädten Istanbul und Izmir mehr als 150 Menschen festgenommen, queere Filmvorführungen verboten.

    Im April hatte Erdoğan im Präsidentschafts-Wahlkampf gegen sexuelle Minderheiten gehetzt. „Wir werden aktiv gegen perverse Tendenzen wie LGBT vorgehen, die unsere Familienstruktur bedrohen“, zitierte ihn die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.