Freitag, 6. September 2024
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    Frankreichs erster offen schwuler Regierungschef Attal vor der Ablöse

    Frankreichs erster offen schwuler Premierminister tritt zurück: Nach den enttäuschenden Ergebnissen bei der zweiten Runde der französischen Parlamentswahl hat Gabriel Attal seinen Rücktritt angekündigt. Präsident Emmanuel Macron hat diesen vorerst abgelehnt.

    Die Tage von Gabriel Attal als ersten offen schwulen Premierminister Frankreichs sind gezählt. Nach dem Überraschungssieg des Linksbündnisses bei der Parlamentswahl hat der 34-Jährige noch am Sonntag seinen Rücktritt angekündigt.

    Macron lässt Attal vorerst noch im Amt

    Diesen hat Präsident Emmanuel Macron, dessen Partei Attal angehört, am heutigen Montag „vorerst“ abgelehnt. Der Präsident hat Attal mit der Weiterführung der Amtsgeschäfte beauftragt, um „die Stabilität des Landes zu wahren“, wie es heißt.

    In den kommenden Tagen wird Macron vermutlich eine:n Premierminister:in aus dem größten Lager ernennen, das sich zum Regieren bereit sieht. Das wird vermutlich jemand von der Linksfraktion sein. Aufgrund der komplizierten Mehrheitsverhältnisse wird damit gerechnet, dass Macron die Regierungsbildung auf die Zeit nach den Olympischen Spielen verschiebt. Diese finden von 26. Juli bis 11. August in Paris statt.

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    Ein großer Karriereknick für die liberale Nachwuchshoffnung

    Damit endet vorerst der Höhenflug eines ehrgeizigen Jungpolitikers am Taktieren seines Präsidenten. Attal, Ex-Sprecher von Macron und Bildungsminister, hatte das Amt des Ministerpräsidenten erst im Jänner von der glücklosen Élisabeth Borne übernommen. Er gilt als einer der möglichen liberalen Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen 2027.

    Im politischen Paris hat Attal den Ruf, auch mit Vertreter:innen anderer politischer Lager diskutieren zu können. Dabei hat der ehemalige Sozialist auch ein Gespür für Populismus: Als Bildungsminister hatte sich Attal unter anderem für ein Verbot langer, bei manchen muslimischen Mädchen beliebter Gewänder und für das Testen von Schuluniformen eingesetzt.

    Seinen ehemaligen Partner Stéphane Séjourné, ebenfalls eine Fixgroße in der nächsten Politiker-Generation des Landes, hat Attal nach seiner Bestellung zum Außenminister gemacht – dem jüngsten in der Geschichte Frankreichs. Mit 14 Minister:innen leitete Attal die bislang kleinste Regierung Frankreichs.