Freitag, 6. September 2024
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    HomeGesundheitHIV/AidsBerliner Charité heilt einen weiteren Patienten von HIV

    Berliner Charité heilt einen weiteren Patienten von HIV

    Bis jetzt konnten weltweit nicht einmal zehn Menschen von ihrer HIV-Infektion geheilt werden. Aus Deutschland waren zwei Fälle dokumentiert - nun kommt ein Dritter dazu, der selbst die Forscher:innen überrascht hat.

    Wie die beteiligten Forscher der Berliner Charité mitteilten, konnte ein weiterer HIV-positiver Patient von der Immunschwächekrankheit geheilt werden. Bei dem Mann, der als „zweiter Berliner Patient“ bezeichnet wird, sind auch nach dem Absetzen der antiretroviralen Therapie seit mehr als fünf Jahren keine HI-Viren mehr nachweisbar.

    Der Patient ist der dritte Mensch in Deutschland, der geheilt wurde

    Damit sei er als dritter Mensch in Deutschland und – je nach Zählweise – als sechster oder siebter Mensch weltweit als geheilt anzusehen, heißt es aus der Charité. Der erste Mensch, der von HIV geheilt wurde, war Timothy Brown, der erste „Berliner Patient“, vor mehr als 15 Jahren, ebenfalls an der Charité. er starb allerdings 2020 an Krebs.

    Beim „zweiten Berliner Patienten“ handelt es sich um einen heute 60-Jährigen, der 2009 positiv auf HIV getestet wurde. Im Jahr 2015 wurde bei ihm außerdem eine akute myeloische Leukämie (AML), eine Form von Blutkrebs, festgestellt. Um diese zu behandeln war neben einer Chemotherapie auch eine Stammzellentransplantation nötig.

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    Eigentlich rechneten die Forscher:innen nicht mit einer Heilung

    Ihm wurden Stammzellen einer gesunden Spenderin inklusive deren Immunsystem übertragen. Bei den bisher geheilten Patienten hatten die Spender eine Delta-32-Mutation auf den CCR5-Rezeptoren. Diese Rezeptoren werden normalerweise vom HI-Virus befallen, sind aber durch die Mutation natürlich immun. Etwa ein Prozent der europäischstämmigen Bevölkerung hat diese Mutation.

    In diesem Fall hatte die Spenderin „auf ihren Zellen neben der normalen Version des CCR5-Rezeptors zusätzlich auch die mutierte Version der Andockstelle“, erklärt Olaf Penack, Oberarzt für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie an der Charité. Dies sei der Fall, wenn ein Mensch die Delta-32-Mutation nur von einem Elternteil vererbt bekommt, mache aber nicht gegen HIV immun.

    „Wir waren alle sehr erstaunt und erfreut“

    Doch als der Patient im Jahr 2018 seine antiretrovirale Therapie auf eigenen Wunsch absetzte, vermehrte sich das Virus in seinem Körper nicht mehr. „Wir waren alle sehr erstaunt und erfreut“, sagte Christian Gaebler, Arbeitsgruppenleiter an der Klinik für Infektiologie und Intensivmedizin der Charité.

    Die genauen Hintergründe der Heilung sind den Forscher:innen noch nicht bekannt – sie untersuchen derzeit, wie dieser Erfolg zu erklären ist. „Es ist vorstellbar, dass die HIV-tragenden Immunzellen des Patienten durch HIV-freie Immunzellen der Spenderin ersetzt wurden und dass dadurch alle Virusverstecke im Körper des Patienten beseitigt wurden“, vermutet Penack.

    Doch eines steht fest: HIV-Heilungen über Stammzelltransplantationen werden immer Einzelfälle bleiben, sind sich die Forschenden einig. Denn das Risiko bei einer solchen Therapie ist sehr hoch.