Donnerstag, 19. September 2024
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    Anschlagsplan auf Taylor-Swift-Konzert: 19-Jähriger widerruft Geständnis

    Zunächst hieß es, jener 19-Jährige, der einen Anschlag auf das Taylor-Swift-Konzert in Wien geplant haben soll, habe gestanden. Nun bestreitet er sämtliche Vorwürfe. „Er wollte nur cool sein“, sagt seine bisherige Verteidigerin.

    Am Donnerstag schien der Fall klar zu sein: Jener 19-Jährige, der einen Anschlag auf das Taylor-Swift-Konzert im Wiener Ernst-Happel-Stadion geplant haben soll, habe nach seiner Festnahme ein „vollumfängliches“ Geständnis abgelegt. Das sagte Franz Ruf, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, auf einer Pressekonferenz.

    Der Tatverdächtige will nun kein IS-Anhänger mehr sein

    Doch davon kann nun keine Rede mehr sein. Der Tatverdächtige habe ihr versichert, er sei weder Anhänger der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) noch habe er einen Anschlag geplant, erklärte Ina-Christin Stiglitz, die bisherige Anwältin des 19-Jährigen, am Sonntag der Kronen Zeitung.

    Ihr zufolge war der Tatverdächtige im Internet auf IS-Gedankengut gestoßen. Er habe sich dafür interessiert, aber nicht damit identifiziert. Die Anwältin bestätigte, dass ihr ehemaliger Mandant auf Sozialen Medien diversen Predigern gefolgt sei. Auf die Frage, ob er auch einen Treueschwur auf den IS abgelegt hätte, was für die Polizei ein entscheidender Faktor ist, sagte Stiglitz, ihr Mandant „wollte cool sein“.

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    Sprengstoff nach Tutorial hergestellt: „Technisch interessiert“

    Zu den Mitteilungen der Polizei, der 19-Jährige hätte den Sprengstoff für den Anschlag schon zu Hause gehabt, sagte seine Anwältin, er habe Sprengstoff „nach einem Tutorial“ hergestellt, das er im Internet gefunden hätte.  „Er hat ausprobieren wollen, ob das funktioniert“, so die erfahrene Verteidigerin – aber nur „zum Experimentieren“.

    Zum Zeitpunkt der Hausdurchsuchung habe es keinen funktionsfähigen Flüssigsprengstoff im Haus gegeben, weil der 19-Jährige eine dafür benötigte Chemikalie in einer zu niedrigen Konzentration verwendet habe. Er wollte das Gemisch deshalb „eigentlich in die Toilette schütten“, so die Anwältin.

    Sie beschreibt den Tatverdächtigen als „technisch interessierten Mensch“, der den Sprengstoff im Wald ausprobieren wollte. Zu keinem Zeitpunkt habe der 19-Jährige vorgehabt, Menschen zu töten, betont Stiglitz. Im Eiskasten der elterlichen Wohnung fand die Polizei bei der Hausdurchsuchung Utensilien einer Sprengvorrichtung.

    Der Tatverdächtige sei „wie ein Kind“, sagt die Anwältin

    Ihr ehemaliger Mandant sei kein Terrorist, betont die Anwältin. „Er hätte ein Attentat gar nicht übers Herz gebracht“, sagt sie. Der 19-Jährige sei „wie ein Kind. Unreif, ahnungslos.“ Er befindet sich derzeit in der Justizanstalt Wiener Neustadt in Untersuchungshaft. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

    Mittlerweile hat die Rechtsvertretung des 19-Jährigen gewechselt: Statt Stiglitz übernahm auf Wunsch der Eltern des Terrorverdächtigen der Wiener Anwalt Werner Tomanek. Der 60-Jährige gilt als „alter Hase“, der schon viele Mörder, Mafia-Mitglieder, Hells Angels und auch Dschihadisten vertreten hatte. Seine Verteidigungstaktik ist noch unbekannt.

    Auch der Anwalt des 17-Jährigen, den die Polizei für einen Komplizen des 19-Jährigen hält, bestreitet, dass sein Mandant etwas mit Terrorismus oder einem mutmaßlichen Anschlag zu tun habe. Bei einem 18 Jahre alten Iraker, der im Zuge der Ermittlungen ebenfalls festgenommen wurde, geht die Polizei davon aus, dass er nicht direkt an den Plänen mitgearbeitet hat.