Wien ist anders. Es war eine sehr seltsame Woche für mich, denn ich war sowohl auf der Titelseite einer österreichischen Tageszeitung als auch in deren TV-Format zu Gast. Der Grund dafür war aber nicht die Freude, dass ich gestern die Queer Happy Hour am Neustifter Kirtag moderiert habe – die Ausgangslage war eine andere.
Was steckt hinter dem „Queer-Streit um Kirtag“?
„Queer-Streit um Kirtag“ hieß es unter anderem in der Presse, meistens in Gratis-Boulevardblättern. Aber warum? Die Initiative Queer Moments, die auch den Queer Ball veranstaltet, der am 16.11 in Wien über die Bühne gehen wird, wird vom Weingut Fuhrgassl-Huber unterstützt.
Dieses hat einen Queer Rosé auf den Markt gemacht, um den Ball zu unterstützen. Da der Fuhrgassl-Huber auch zu den Heurigen in Neustift gehört, wollte er natürlich darauf aufmerksam machen und Ortrun Gauper, die gute Seele hinter den Queer Moments, hat mich gefragt, ob ich nicht als Drag vor Ort den Rose vermarkten möchte.
Ich habe mich über die Gelegenheit gefreut, wieder mein steirisches Dirndl anzuziehen
Da ich mittlerweile in Spanien lebe, habe ich mich sehr gefreut, wieder eine Gelegenheit zu haben, mein steirisches Dirndl anzuziehen. Für die Queer Happy Hour gab es Plakate und Flyer und sie wurde natürlich – vor allem beim Weingut – gut beworben.
Jetzt kommen wir zum eigentlichen „Problem“: Da dieses Volksfest, bei dem wahrscheinlich mehr Wein getrunken wird, als es Gehirnzellen vor Ort gibt, von der FPÖ sehr unterstützt wird, hat sich die FPÖ darüber aufgeregt, dass der heilige traditionelle Kirtag nun von queeren Menschen überrannt wird.
Die Empörung kommt vor allem aus einer Richtung…
Dass mich die FPÖ besonders „liebt“, etwa durch die Kinderbuch-Lesungen, kam natürlich noch dazu. Und dass ich als Drag vor Ort war, geht ja gar nicht – ich könnte ja schöner aussehen als eine der Ehefrauen von FPÖ-Politikern…
Zusammengefasst: Ich wurde gefragt, ob ich für ein Weingut für zwei Stunden Wein ausschenken würde und die FPÖ war dagegen – weil sie gleichzeitig ihr Wahlprogramm vorgestellt hat und da auch zu lesen ist, dass sie „keine Drag Queens zu den Kindern lassen wollen“.
Es tut mir weh, wenn negative Berichte über mich erscheinen
Ich finde es persönlich schon schade, wenn es mehrere Berichte gibt, in denen meine Fotos verwendet werden, die aber einen negativen Inhalt haben. Es tut einfach weh – auch wenn es im Endeffekt Werbung für mich ist.
Es zeigt mir – und hoffentlich vielen anderen – dass wir einfach noch viel zu tun haben. Die FPÖ und andere nationale und internationale Parteien werden immer versuchen, LGBTIQ-Personen ihre Rechte zu nehmen – ob sie es schaffen, ist eine andere Frage. Aber sie erzeugen damit Hass in der Gesellschaft, und das darf uns nicht egal sein.
Die einzige Möglichkeit gegen diesen Hass: Wählen gehen
Die einzige Möglichkeit, die wir hier haben, ist wählen zu gehen. SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner sowie die Grünen Spitzenpolitiker:innen Alma Zadić und David Stögmüller waren übrigens auch bei der Queer Happy Hour zu Gast.
Das Fest war ein Erfolg – ich bin gut angekommen bei denen, die beim Fuhrgassl-Huber saßen und der Rosé Frizzante ist wirklich köstlich. In Madrid würden die Medien wahrscheinlich berichten: „Kommt alle vorbei – eine bunte Drag Queen schenkt gratis Wein aus“. Aber Wien ist eben anders.
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