Sonntag, 15. September 2024
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    Gay Icon: Alan Turing – der Held, der keiner sein durfte

    Der britische Mathematiker Alan Turing war einer der größten Geister seiner Zeit. Seine Arbeit hat während des zweiten Weltkriegs Millionen Menschenleben gerettet. Trotzdem wurde er von der eigenen Regierung unterdrückt - weil er schwul war.

    Alan Turing wurde am 23. Juni 1912 in London geboren. Er war einer der größten Mathematiker, Logiker und Kryptoanalytiker des 20. Jahrhunderts. Doch er leistete noch viel mehr: Er legte den Grundstein für die Computerwissenschaft und trug maßgeblich dazu bei, dass die Alliierten im Zweiten Weltkrieg die Nase vorne hatten.

    Turings Leben und sein tragisches Schicksal zeigen die brutalen Konsequenzen gesellschaftlicher Ausgrenzung und rechtlicher Verfolgung, die Schwule in seiner Zeit erlitten – und sie zeigen, dass sich das ändern muss.

    Schon als Schüler zeigte sich seine Begabung für Naturwissenschaften

    Alan Turing war ein brillanter Geist. Schon als Schüler zeigte er eine bemerkenswerte Begabung zu Mathematik und Naturwissenschaften. Seine akademische Karriere führte ihn schließlich an die Universität Cambridge, wo er seinen Abschluss in Mathematik erlangte. 

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    Schon bald darauf, im Jahr 1936, veröffentlichte er seine wegweisende Arbeit „On Computable Numbers“, in der er das Konzept der Turing-Maschine einführte. Dieses theoretische Gerät gilt als Grundlage für die moderne Informatik. Diese Arbeit legte den Grundstein für das, was wir heute als „Computer“ kennen.

    Während des Zweiten Weltkriegs leistete Turing entscheidende Arbeit

    Turing war aber nicht nur ein Theoretiker. Während des Zweiten Weltkriegs war er eine der Schlüsselfiguren im britischen Geheimdienst. Turing war maßgeblich an der Entschlüsselung der deutschen Enigma-Codiermaschine beteiligt, als er für die Government Code and Cypher School in Bletchley Park arbeitete.

    Das war ein entscheidender Faktor für den Sieg der Alliierten gegen Hitlerdeutschland. Historiker:innen sind sich sicher, dass seine Arbeit den Krieg um zwei bis vier Jahre verkürzt und Millionen von Menschenleben gerettet hat.

    Trotz seiner Leistungen wurde Turing nicht gefeiert, sondern entwürdigt – weil er schwul war

    Alan Turing wurde trotz seiner herausragenden Leistungen nicht als Held gefeiert. Stattdessen wurde er Opfer der damaligen schwulenfeindlichen Gesetze im Vereinigten Königreich.

    Im Jahr 1952, als Homosexualität noch als kriminell galt, wurde Turing wegen „grober Unzucht“ angeklagt. Er hatte seine sexuelle Orientierung gegenüber der Polizei offenbart, die einen Einbruch untersuchte.

    Er wurde vor eine entwürdigende Wahl gestellt: Entweder sollte er eine Gefängnisstrafe absitzen oder sich durch die Injektion von Östrogen chemisch kastrieren lassen. Turing entschied sich für Letzteres. Doch das hatte gravierende Auswirkungen auf seine körperliche und geistige Gesundheit.

    Im Alter von 41 Jahren starb Alan Turing an einer Zyanidvergiftung

    Denn die Strafe, die Turing ertragen musste, führte dazu, dass er von der Gesellschaft geächtet wurde und emotional isoliert war. Am 7. Juni 1954, im Alter von nur 41 Jahren, starb Alan Turing unter mysteriösen Umständen. 

    Als offizielle Todesursache wurde Selbstmord durch Zyanidvergiftung festgestellt. Doch es gibt bis heute Zweifler:innen, die meinen, dass es sich um einen Unfall gehandelt haben könnte. Sein Tod markierte auf jeden Fall einen erschütternden Verlust – und zwar sowohl für die wissenschaftliche Welt als auch für die LGBTI-Community.

    Ein unsichtbarer Held, dessen Vermächtnis eine Mahnung ist

    Alan Turing war zu Lebzeiten ein unsichtbarer Held, dessen Errungenschaften von der Gesellschaft, die ihn verurteilte, nicht anerkannt wurden. Sein Vermächtnis ist jedoch ein Beweis für Hoffnung und Gerechtigkeit. Doch sein Vermächtnis überdauerte die Zeit und hat in den letzten Jahrzehnten eine tiefere Bedeutung erlangt.

    Erst im Jahr 2009, mehr als 50 Jahre nach seinem Tod, entschuldigte sich der damalige britische Premierminister Gordon Brown endlich im Namen der Regierung für die unmenschliche Behandlung, die Turing erleiden musste. Im Jahr 2013 wurde ihm schließlich posthum eine königliche Begnadigung gewährt – ein Erfolg, der das Ergebnis langjähriger Bemühungen von Aktivisten war.

    Turings Geschichte ist eine düstere Erinnerung an die schmerzhaften Folgen staatlicher und gesellschaftlicher Intoleranz. Er steht als Symbol für alle, die unter repressiven Gesetzen und Vorurteilen gelitten haben. Sein Schicksal zeigt uns, dass Fortschritte in Wissenschaft und Technologie untrennbar mit dem Streben nach sozialer Gerechtigkeit verbunden sein müssen.

    Die öffentliche Anerkennung für seine Arbeit kam erst spät

    Alan Turing ist heute eine Ikone der LGBTI-Community und der Menschenrechte. Sein Leben und sein Leid zeigen uns, dass wir für eine Welt kämpfen müssen, in der niemand aufgrund seiner sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität verfolgt wird. Turings Vermächtnis lebt in den Bemühungen weiter, Diskriminierung zu bekämpfen und die Würde jedes Einzelnen zu schützen – und das mit Nachdruck! 

    Turing hat auch in der breiten Öffentlichkeit Anerkennung gefunden – durch Filme wie „The Imitation Game“ aus dem Jahr 2014 und zahlreiche Biografien. Seine Geschichte inspiriert unzählige Menschen weltweit – nicht nur in der queeren Community, sondern auch darüber hinaus. Sie beweist, dass wir den Kampf für Wahrheit und Gerechtigkeit selbst in den dunkelsten Zeiten fortsetzen müssen.