Freitag, 13. September 2024
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    Eine erotische Reise in die italienische Literatur

    Ein faszinierender Blick auf Italiens queere Literaturszene, der zeigt, wie mutige Autoren in einer konservativen Gesellschaft Grenzen sprengten.

    In Italien kennt man seit der Antike das erotische Begehren und den Sex zwischen reifem Mann und schönem Jüngling. Davon zeugen unter anderem Ovids „Liebeskunst“, Michelangelos Skulpturen, Gemälde und Sonette sowie die zahlreichen Darstellungen des „Heiligen Sebastian“, die zur Erbauung von Päpsten und Kardinälen nackte Jünglinge gemalt wurden und zu dessen Bild nicht nur Mishima in Japan masturbierte.

    Ein literarischer Streifzug durch das Werk bekannterer und unbekannterer Autoren

    Das Buch „Jungen und Männer: Pier Paolo Pasolini und andere Queer Autoren in Italien“ von Dieter Allers greift diese Tradition auf und ist ein literarischer Streifzug durch das Werk und die Gedankenwelt queerer italienischer Autoren, wie etwa des bekannten Regisseurs Pier Paolo Pasolini. 

    Allers widmet sich jedoch nicht nur den bekannteren Texten und Filmen Pasolinis, sondern nimmt auch die Werke von zehn hierzulande weniger bekannten Autoren in den Blick. Mit besonderem Augenmerk auf das schwule Leben und die Herausforderungen für Männer in Italien bietet das Buch eine fundierte Analyse, die sowohl historisch als auch gesellschaftlich eingebettet ist.

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    Pier Paolo Pasolini wird besonders breiter Raum gewährt

    Der Autor beleuchtet die Entwicklung queerer Literatur in Italien und zeigt, wie sich diese in einer Gesellschaft manifestierte, die lange Zeit von konservativen Werten und dem Katholizismus geprägt war. Dabei stellt er nicht nur die Werke der Autoren selbst vor, sondern geht auch auf ihr Leben, ihre politischen Ansichten und den kulturellen Kontext ein.

    Pasolini als zentrale Figur wird von Allers facettenreich dargestellt – nicht nur als Künstler, sondern auch als jemand, der mit seiner Identität und seiner Umwelt ringt. So entsteht das faszinierende Bild eines Mannes, dessen Werk von der Poesie über den Film bis zum Essay reicht und der nie aufgehört hat, bestehende Normen herauszufordern.

    Autoren im Kontext der Queer-Bewegung und des italienischen Männerbilds

    Dabei analysiert Allers die Texte des Autors nicht trocken, sondern reflektiert sie in Bezug auf die Queer-Bewegung und das Männerbild in Italien. Gerade der Zusammenhang zwischen Literatur und Gesellschaft wird immer wieder betont. Allerdings gerät die Darstellung manchmal sehr ins Detail, was für Leser:innen, die nicht bereits ein Interesse an italienischer Literatur mitbringen, etwas anstrengend sein kann.

    Insgesamt liest sich das Buch wie eine spannende literarische Reise durch Italien, bei der man den Autor*innen auf den Spuren ihrer persönlichen und künstlerischen Kämpfe folgt. Die subtilen Analysen und der historisch-gesellschaftliche Rahmen machen das Buch nicht nur für Literaturinteressierte, sondern auch für alle, die sich für queere Themen und deren kulturelle Verortung interessieren, lesenswert.

    Buchtipp
    JungenUndMaenner Himmelsstuermer
    Dieter Allers
    Jungen und Männer: Pier Paolo Pasolini und andere Queer Autoren in Italien
    Sachbuch | 100 Seiten | Himmelstürmer
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