Freitag, 13. September 2024
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    Sex und Videos: Orbáns schwulenfeindlicher Hauspriester ist selbst schwul

    Bis vor Kurzem war Pfarrer Gergő Bese so etwas wie der Hauspfarrer des ungarischen Regierungschefs Viktor Orbán - und hat auch seine LGBTI-feindlichen Kampagnen lautstark unterstützt. Nun stellt sich heraus: Er ist selbst schwul.

    Er war eine große Nummer im Umfeld der ungarischen Regierung: Als Ministerpräsident Viktor Orbán im Jänner 2022 seine neuen Amtsräume im ehemaligen Karmeliterkloster auf der Budaer Burg bezog, segnete der katholische Priester Gergő Bese die Räume.

    Gergő Bese war der „Hauspriester“ des Orbán-Regimes und wetterte gegen „LGBTQ-Propaganda“

    Der 41-Jährige war so etwas wie der Hausgeistliche des ungarischen Regimes. Vor Wahlen trommelte er von der Kanzel seiner Pfarrei in Dunavecse im Süden des Landes für Orbáns Partei Fidesz. Offizielle Anlässe, oft auch Propaganda-Events, adelte er durch einen Auftritt im Ornat.

    Die queerfeindlichen Kampagnen des Orban-Regimes unterstützte Bese lautstark: So sagte er unter anderem, dass es für einen Jungen, der in einer zerrütteten Familie aufwächst, schwer sei, den „Verlockungen der LGBTQ-Propaganda“ zu widerstehen.

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    Auch den Auftritt von Drag Queens bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris kritisierte er scharf. Noch vor wenigen Wochen hatte er gewarnt, die Öffnung der Ehe mache „den moralischen Verfall unumkehrbar“. Das würde „die Gesellschaft zerstören“.

    In der Orbán-Partei kursierte offenbar ein eindeutiges Dossier über die Aktivitäten von Gergő Bese

    Doch damit ist jetzt Schluss. Denn Gergő Bese führte offenbar ein Doppelleben. Der Priester soll an Schwulenpartys teilgenommen und Sex mit anderen Männern gehabt haben.

    Das oppositionelle Nachrichtenportal Válasz Online  berichtet von einem Dossier über das Privatleben des Priesters, das in höchsten Fidesz-Kreisen kursieren soll. Es soll auch Videos und Handynachrichten enthalten. Einige der Sexvideos mit dem Priester sollen auch auf einschlägigen Seiten im Internet zu finden sein.

    Strafrechtlich nicht relevant – aber ein Propaganda-Tsunami

    Auch wenn die Vorwürfe strafrechtlich nicht relevant sind und es um einvernehmlichen Sex zwischen Erwachsenen geht – der Widerspruch zwischen den Auftritten des Geistlichen und seinem Sexualleben passt nicht zum „christlichen Bollwerk“, als das Orbán sein Ungarn gerne bei jeder Gelegenheit bezeichnet.

    Das zuständige Erzbistum Kalocsa-Kecskemét reagierte prompt: Der Erzbischof enthob Bese noch am selben Tag per Weisung aller Ämter – ohne Angabe von Gründen.

    Gergő Bese sieht die Schuld bei jenen, die seine „Naivität ausgenutzt“ hätten

    Gergő Bese selbst suchte die Schuld bei anderen. „Man hat mich hintergangen, meine Naivität ausgenutzt, und ich habe mein gesundes Urteilsvermögen verloren. (…) Ich habe mein priesterliches Gelübde gebrochen, eine Sünde begangen“, schrieb er in einer ersten Stellungnahme. Welche Sünde, wollte er nicht verraten.

    Orbán selbst tat in einer ersten Reaktion so, als habe er mit dem Priester nichts zu tun. „Die Angelegenheiten kirchlicher Persönlichkeiten sind Sache der Kirchen“, so der Kommentar des Regierungschefs.

    Für die Opposition ist der Fall des Priesters ein gefundenes Fressen

    Für den ungarischen Oppositionsführer Péter Magar ist der Skandal um Bese ein gefundenes Fressen. Jeder dürfe so leben, wie er wolle, solange er anderen nicht schade oder gegen Gesetze verstoße, schrieb er auf seiner Facebook-Seite.

    Doch im Fall Bese hätten sich viele Menschen über die Scheinheiligkeit empört. „Denn ausgerechnet er hat als Priester die Narrative der Staatspartei verstärkt, die auf niederen Instinkten und Hass beruhen.“

    Nicht das erste Mal, dass die Orbáns Moralvorstellungen auf schwulen Sexparties verpuffen

    Es ist nicht das erste Mal, dass schwuler Sex im moralisch nicht ganz so gefestigten Umfeld des Premiers die Regierung ins Schwitzen bringt: Im Jahr 2020 versuchte der damalige Fidesz-Europaabgeordnete József Szájer bei einer schwulen Sex-Party in Brüssel einer Corona-Razzia zu entkommen, indem er beherzt die Dachrinne benutzte.

    Kein Wunder, dass der Fall Bese in Fidesz-Kreisen hinter vorgehaltener Hand als „vergleichbar mit der Szájer-Geschichte, nur schlimmer“ bezeichnet wird – zeigt er doch einmal mehr, dass im Umfeld von Viktor Orbán die eigenen Regeln oft nicht zu gelten scheinen.