Mittwoch, 18. September 2024
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    Deutschland: Etwa 15.000 Änderungen des Geschlechtseintrags angemeldet

    Ab dem 1. November können Menschen in Deutschland ihren Geschlechtseintrag leichter ändern. Eines lässt sich schon jetzt sagen: Das Interesse daran ist unerwartet groß.

    Am 1. November tritt in Deutschland das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) in Kraft. Trans, intergeschlechtliche und nicht-binäre Personen können dann ihren Geschlechtseintrag und ihren Vornamen amtlich leichter ändern. Denn anstelle von Gutachten und einer Gerichtsentscheidung reicht eine selbstbestimmte Erklärung.

    Die Standesämter verzeichnen mehr Interesse als erwartet

    Ein Angebot, das mehr Interesse hervorruft als erwartet – das kann man schon jetzt sagen. Denn zwischen dem Anmelden der Erklärung und der Erklärung selbst müssen drei Monate liegen. Das heißt, Standesämter nehmen die Anmeldungen seit dem 1. August entgegen.

    Und seit diesem Tag dürften die deutschen Standesämter rund 15.000 Anmeldungen erhalten haben. Das geht aus einer Erhebung des Spiegel  hervor. Dazu hat das Magazin bei fünfzig zufällig ausgewählten Standesämtern nachgefragt und die Zahlen hochgerechnet. 

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    Die Erwartungen der Bundesregierung werden um ein Vielfaches übertroffen

    Das Interesse ist damit deutlich höher als gedacht: Die Bundesregierung hatte mit jährlich 4.000 amtlichen Geschlechtsanpassungen durch das Gesetz gerechnet, nach dem derzeit gültigen Transsexuellengesetz waren es etwa 2.000 bis 4.000 Änderungen pro Jahr.

    Einiges davon dürften Nachholeffekte sein, wie es sie auch nach der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare gegeben hatte. Für viele trans Menschen ist der derzeitige Prozess entwürdigend, sie haben wohl auf das neue Gesetz gewartet.

    Viele Menschen haben auf das Gesetz gewartet

    „Wir wissen aus unseren Gesprächen, dass viele Menschen auf dieses Gesetz gewartet haben“, sagt auch Steve Behrmann, Bereichsleiter psychosoziale Beratung für queere Menschen im Magnus-Hirschfeld-Centrum in Hamburg zum Spiegel: „Da hat sich etwas aufgebaut.“

    Umgerechnet auf die Bevölkerung gibt es in Deutschland durchschnittlich 1,8 Anmeldungen zur Geschlechtsänderung auf 10.000 Einwohner. Überdurchschnittlich viele Anmeldungen gibt es in größeren Städten und Orten mit einem hohen Anteil an Studierenden. Die mit Abstand höchsten Werte in der Stichprobe erfasste Leipzig. Dort sind es bis jetzt 7,3 Anmeldungen je 10.000 Einwohner.