Mittwoch, 18. September 2024
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    Neue Missbrauchsvorwürfe gegen Ex-Chef von Abercrombie & Fitch

    Neue Details über das perfide Netzwerk von Mike Jeffries - und wie er sich an jungen Männern vergangen haben soll.

    Mike Jeffries, der ehemalige CEO von Abercrombie & Fitch (A&F), steht im Zentrum neuer Anschuldigungen. Mehrere Männer beschuldigen ihn und seinen Partner Matthew Smith in einer aktuellen Recherche der BBC , sie bei exklusiven Events sexuell ausgebeutet und unter Drogen gesetzt zu haben. 

    Die Vorfälle sollen sich zwischen 2009 und 2015 ereignet haben. Ein komplexes System von Helfern und Mittelsmännern soll die jungen Männer angeworben haben. Einige Opfer berichten von Missbrauch und Nötigung. Während der heute 80-jährige Jeffries und Smith die Vorwürfe bestreiten, hat das FBI Ermittlungen aufgenommen.

    Neue Enthüllungen und FBI-Ermittlungen

    Nach der ersten BBC-Recherche im vergangenen Jahr haben sich acht weitere Männer mit neuen Details gemeldet. Diesen Aussagen zufolge fanden die Missbrauchsvorfälle während Jeffries‘ Amtszeit als CEO von Abercrombie & Fitch statt und es waren Assistenten involviert, die die Veranstaltungen organisierten. Diese Assistenten sollen einigen Teilnehmern sogar Drogen gespritzt haben, um sie unter Kontrolle zu halten.

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    Ein Mann, der sich anonym als „Chris“ bezeichnete, berichtete, dass er nach einer Injektion bei einer Veranstaltung in Jeffries‘ New Yorker Wohnung unter Schock stand und sich in Lebensgefahr fühlte. Trotz seines schlechten Zustands sei ihm keine medizinische Hilfe angeboten worden.

    „Es war wie ein Filmset in einem Abercrombie-Store“

    „Es war wie ein Filmset in einem Abercrombie-Store“, erinnert sich ein anderer Betroffener, der sich „Luke“ nennt. Er war 20 Jahre alt, als er 2011 von Los Angeles nach Madrid geflogen wurde – und schließlich in der Präsidentensuite landete, in der auch Jeffries untergebracht war.

    Der Raum sei schwach beleuchtet gewesen, erzählt er, und an den dunklen Wänden hingen erotische Fotos von männlichen Bauchmuskeln. In der Mitte stand eine Gruppe von Mitarbeitern in A&F-Uniformen – Polohemden, Bluejeans und Flipflops – und faltete lässig Kleider auf einem Tisch, um so zu tun, als seien sie Angestellte.

    Zunächst dachte das Model, für ein Fotoshootings gebucht worden zu sein

    Zunächst dachte er, für ein Fotoshootings gebucht worden zu sein. Er erinnert sich, dass Jeffries’ Assistenten in der Suite mit Rollenspielen begannen und ihn aufforderten, den oberkörperfreien Begrüßen zu spielen, ein Markenzeichen der damaligen A&F-Filialen.

    In diesem Moment kamen Jeffries und Smith aus einer Ecke des Raumes. Sie begannen sofort, ihn zu berühren, Jeffries küsste ihn heftig, erinnert sich „Luke“. „Ich versuchte, der Situation so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen, aber Michael war sehr aggressiv.“ 

    Er sagt, der Abercrombie-Chef habe dann Oralsex mit ihm gehabt: „Ich habe immer wieder versucht, nein zu sagen. Und dann wurde ich irgendwie überredet, etwas zu tun. Aber ich habe immer wieder nein gesagt und wollte gehen.“

    Organisierte Sexpartys und finanzielle Abhängigkeit

    Die BBC fand heraus, dass die Rekrutierung für diese Veranstaltungen auch über Modelscouts und das persönliche Netzwerk von Jeffries organisiert wurde. Einige der Opfer, darunter auch ehemalige Models, gaben an, aus finanzieller Not und in der Hoffnung auf Karrierechancen in diese Situation geraten zu sein. Einer Betroffenen zufolge wurden sie oft gut bezahlt, fühlten sich aber in eine Abhängigkeit gedrängt.

    Abercrombie & Fitch, das eine unabhängige Untersuchung angekündigt hat, äußerte sich bislang nicht zu den laufenden Ermittlungen. Nach Umsatzrückgängen hat Jeffries die Firma 2015 mit einer Abfindung in der Höhe von gut 25 Millionen Dollar verlassen. Die Modekette erklärte, dass das derzeitige Management erst durch die BBC von den Vorwürfen erfahren habe und diese verurteile.

    Nicht die ersten Vorwürfe gegen Abercrombie & Fitch

    Der Fall hat internationale Aufmerksamkeit erregt, und das Unternehmen und Jeffries sehen sich mit einer Klage konfrontiert, die sie beschuldigt, jahrelang einen Sexhandelsring finanziert zu haben. Die Ermittlungen dauern an, da immer mehr Details über das Netz aus Kontrolle und Missbrauch ans Licht kommen.

    Die nun bekannten Vorwürfe sind nicht die ersten dieser Art im Umfeld von Abercrombie & Fitch. Bereits im Juni 2012 wandte sich ein Model an die Öffentlichkeit, weil ihm sein Agent gesagt hatte, er solle während des Shootings masturbieren. So könne der Fotograf den Gesichtsausdruck gleich nach dem Orgasmus einfangen, wurde ihm erklärt. Der Model-Agent war damals für eine Stellungnahme nicht erreichbar.